1 - EINLEITUNG
Abhörprotokolle der Polizei, veröffentlicht in einer Wochenzeitung1, boten der Öffentlichkeit 2005 einen schmalen Einblick in eine „Unterwelt”, in der junge Frauen wie Waren gehandelt werden. Bestellungen für einschlägige sexuelle Vorlieben wurden von unauffälligen und angesehenen Bürgern bei Escort-Services telefonisch abgegeben und die Überraschung bei den Herren war groß, als Polizei und Justiz nach dem Alter der jungen Frauen fragten. Viele der Frauen waren noch minderjährig und die Frauen wurden zu den angebotenen „Diensten” von Frauenhändlern gezwungen. Von all dem hatten die Kunden nach ihren eigenen Angaben nichts geahnt. Über ihre Verantwortlichkeit wird breit diskutiert2, doch erschreckend war für viele auch die Tatsache, dass in Österreich scheinbar unbemerkt Frauen zur Prostitution gezwungen werden und unter menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen.
Die sexuelle Ausbeutung ist nicht der einzige Zweck, zu dem Menschen nach Österreich gehandelt werden. Menschen werden hier auch als Hausangestell-te, in der Alten- und Krankenpflege, als landwirtschaftlich Hilfsarbeitende, als Straßenbettelnde oder in anderen Branchen unter regelrecht sklavereiähnlichen Bedingungen oder in Zwangsarbeit ausgebeutet. Daneben gewinnt die Ausbeu-tungsform des Heiratshandels an Gewicht. Zu all diesen Formen der Ausbeutung gibt es in Österreich wenig Problembewusstsein und dementsprechend wenig empirische Untersuchungen.
Der Rahmen dieses Länderberichtes sieht eine Schwerpunktsetzung auf den Zweck der sexuellen Ausbeutung vor. Alleine diese rechtfertigt ein Ausblenden der anderen Bereiche. [...]